Was ist ein Künstler?
Ein Künstler ist jemand, der Liebe und Herzblut in seine Arbeit steckt. Er überträgt den Ausdruck seiner Seele und seine tiefsten Gedanken in eine physische Form, um andere Menschen daran teilhaben zu lassen. Er macht dies nicht für Geld, Ruhm oder Anerkennung. Er macht es aus Liebe und Mut in der Verzweiflung.
Wer wahre Kunst erschaffen möchte, muss gelebt haben. Er muss erfahren haben, was es heißt ein Mensch auf dieser Erde zu sein. Muss durch Schmerz, Freude, Tragik, Ekstase und Wut gegangen sein und dabei wichtige Botschaften erfahren haben. Das was er erschafft kann nicht im eigentlichen Sinne als arbeitet betrachtet werden. Es ist viel mehr als das. Es ist ein Kompensationsversuch mit dem eigenen Gewissen. Ein Verhandeln mit den inneren Dämonen, die wie Dracheneier mit loderndem Blick darauf warten endlich an die Oberfläche zu kommen. Doch nicht als teuflische Pein, sondern als Katharsis. Durch das Kreieren von Kunst möchte der Künstler etwas ausdrücken, was bereits zuvor in seiner Seele erwacht ist.
Künstler sind oft gequälte Seelen. Man blicke zu Koryphäen ihrer Zeit wie Vincent Van Gogh, Ludwig Van Beethoven, Friedrich Nietzsche oder Edvard Munch, dessen Bild „Der Schrei“ wohl am besten auszudrücken vermag wie es in seinem Innenleben ausgesehen hat. Wir hören als Betrachter seines Meisterwerkes keinen Schrei und sehen so wie er still und leise darauf hofft von irgendjemand gehört zu werden. Hören werden wir den Schrei unter anderem bei Kurt Cobain, dessen Lieder wie „About a Girl“ oder „Where did you sleep last night“ akustisch ausdrücken, was Edvard Munchs der Schrei visuell zu zeigen versucht.
Der Versuch gehört zu werden
„Krankheit, Wahnsinn und Tod hielten wie schwarze Engel Wacht an meiner Wiege. Sie haben mich durch mein ganzes Leben begleitet“
Edvard Munch
Und so gibt es viele Künstler, die unter die Kategorie der „gequälten Seele“ fallen. Künstler, die gehört werden wollten und doch von so vielen nicht verstanden wurden, trotz ihr teilweise großen Berühmtheit. Im Gegenteil wurden sie durch den plötzlichen Ruhm noch stärker negativ beeinflusst. Depressionen, bipolare Störungen, Ängste, Traumas und eben der Konsum verschiedener Substanzen, welche verzweifelt eingeworfen wurden, um den innerlichen Schrei wenigstens für ein paar Stunden betäuben zu können. So flüchteten sie in ihre Kunst, in der sie dem nicht in Worte zu fassenden einen Ausdruck verleihen konnten. Doch wie wird diese wahrgenommen?
Entweder geht sie unter und wird von der großen Masse, dem Mainstream ignoriert oder sie wird in den himmelgelobt auf eine oberflächliche Weise, die den eigentlichen Sinn missinterpretiert.
Doch für den Künstler persönlich ist die Wertschätzung von außen von wenig großer Bedeutung. Wie bereits erwähnt erschafft er die Werke aus einer intrinsischen Leidenschaft heraus, die sich bereits im Worte als zweischneidiges Schwert kristallisiert. Leiden–Schaft ist also immer Verbunden mit Schmerz, Mühe, Anstrengung und Herzblut. Die Belohnung erfahren sie in der Bedeutung, die ihre Kunst für andere Menschen hat. Denn mit dem Teilen seiner Seele schafft es der Künstler ähnlich gesinnte Seelen anzuziehen, die hinter die Fassade seines Werkes zu blicken vermögen. Dies sind die Menschen für die Kunst erschaffen wird. Die, die einen ähnlichen Schmerz gefühlt und ähnliche Erfahrungen durchlebt haben. Diejenigen, die die wahre Bedeutung erkennen
Der Verkauf der Seele
Doch was passiert mit einem zwangsläufig so hochsensiblen Wesen wie dem Künstler, wenn er gezwungen wird seine Kunst dem Markt anzupassen und sie damit gewöhnlich zu machen. Wenn er gezwungen wird sich anzupassen, um überleben zu können. Denn häufig werden die wahren Meisterwerke, die mit Herzblut erschaffen wurden nicht weiter von der Masse beachtet und wie erwähnt vorerst eben nur von bestimmten Individuen erkannt. Wenn die Kunst seiner Zeit voraus ist, wird sie meist auf Ignoranz und Desinteresse stoßen, da sich der Markt am aktuellen Trend orientiert. Also wird der Künstler gezwungen, sich mit Auftragsarbeiten und angepassten Werken zu beschäftigen. Dann transformiert sich ein Werk zu einem Produkt und verliert damit einen großen Teil seiner Bedeutung. So gab es in der Geschichte viele Seelen, die heute zwar weltberühmt in ihrer Zeit in Armut lebten und mit ihr auch starben, häufig nicht beachtet und ignoriert.
Vincent Van Gogh oder Franz Kafka sind nur zwei von den vielen Genies, die völlig unbekannt und in großer Armut starben, bevor die Welt die Größe ihrer Werke erkennen konnte.
Wahre Kunst kann nicht durch Zwang erschaffen werden. Es ist nicht möglich Genies heranzuzüchten oder sie so lange einzusperren, bis ein Meisterwerk dabei herausgekommen ist. Wahre Kunst entsteht in der Kombination aus dem Zwanglosen- und einer so starken intrinsischen Motivation, dass jegliche Hürde überwunden werden kann. So wird die Künstler niemals etwas wirklich Großartiges erschaffen, wo er gebunden ist an Grenzen und Regeln. Caspar David Friedrich sagte dazu: „Wo Herz und Gemüt erkaltet ist, da kann die Kunst nie heimisch sein“. Anhand dieser Indizien können wir auch den Unterschied zwischen kommerzieller und von Herzen kommender Kunst erkennen. Kommerzielle Kunst will sich verkaufen und spricht die breite Masse an, damit gleichzeitig aber niemanden auf besonderem Maße. Sie eignet sich für Radiomusik, Kaufhausdekoration oder Boulevardblätter. Wahre Kunst will niemandem etwas beweisen und nichts verkaufen, sondern inspirieren und eine Geschichte erzählen. Diese Kunst wird uns zu einem Partner fürs ganze Leben. Zu einem Begleiter, der uns tief bewegt und schon immer bewegt hat.
Daher ist die Tragik des Künstlers die, dass er häufig die Entscheidung fällen muss welche Richtung er einschlägt. Wird er zum kommerziellen und damit finanziell erfolgreichen Menschen, dessen Sonne jedoch genauso schnell fällt, wie sie gen Himmel gestiegen ist? „Solange der Künstler arbeitet, um ein reicher Mann zu werden, wird er immer ein armseliger Künstler bleiben.“ erwähnte Michelangelo im Hinblick auf den Kunstschaffenden. Oder entscheidet er sich für die Kunst und gegen das Geld und wird daher häufig nicht von seiner Leidenschaft leben können und womöglich in Armut verbleiben? Damit fällt er ein schweres Los welches häufig in der Geschichte nah an Tragik gebaut ist. Doch er erschafft etwas von Bedeutung was früher oder später den Weg zu jemandem finden wird. Für diese Person wirkt es inspirierend, begeisternd und ungemein bereichernd. Dann ist eigentliche Ziel seiner Kunst erreicht.
Kommentar verfassen