Die Macht der Nostalgie und wie sie uns beeinflusst

Es ist ein dunkler leicht regnerischer Tag. Du sitzt auf dem Sofa, eingedeckt in eine warme Decke, von vielen Kissen umschlungen und hälst einen duftenden heißen Kakao in der Hand. Im Fernsehen läuft ein alter Klassiker, König der Löwen. Du fühlst dich wohl, geborgen und spürst eine angenehme Wärme, die durch deinen ganzen Körper strömt. Diese Situation weckt in dir viele schöne Erinnerungen an deine Kindheit, als du für ein paar regnerische Herbsttage bei Oma übernachtet hattest. Doch warum ist das so? Warum empfinden wir Nostalgie und was ist sie? In diesem Beitrag beschäftigte ich mich mit den Ursprüngen und der historischen Bedeutung von Nostalgie ,schneide die kollektive Nostalgie an und erkläre weshalb wir bestimmte Düfte automatisch mit Erinnerungen verbinden.

Was ist Nostalgie?

Mit der Nostalgie bezeichnen wir eine sehnsüchtige Hinwendung und Erinnerung an vergangene Zeiten. Abgeleitet wird es von den griechischen Wörtern nóstos (Rückkehr, Heimkehr) und álgos (Schmerz), sowie dem neulateinischen Begriff nostalgia (Heimweh).

So gut wie jeder von uns kennt das Gefühl der Nostalgie. Sei es wie oben angesprochen die heiße Schokolade bei der Oma, das Titellied einer beliebten Kindersendung, der Geruch von frisch gebackenem Brot, ein Bild von dir und deinen Freunden aus alten Tagen oder das allererste Stofftier, welches auf den einfach naiven Namen „Hasi“ getauft wurde. Es kann so vieles sein und die Mehrheit aller Erwachsenen erfährt mindestens einmal pro Woche dieses Gefühl, wie Studien beispielsweise vom Routledge Verlag oder Constantine Sedikides und Tim Wildschut von der Universität Southhampton aufzeigen.

Erstmals erwähnt wurde der Begriff von dem Schweizer Mediziner Johannes Hofer am Ende des 17. Jahrhunderts, der damit psychische und physische Leiden von Söldner beschrieb. Er verstand Nostalgie als Nervenkrankheit, die zu obsessiven Gedanken an die Heimat und damit zu Schlaflosigkeit, Weinkrämpfen und anderen Symptomen führen konnte. Im frühen 20. Jahrhundert wurde sie als psychiatrische Störung definiert. Als eine Form der Melancholie oder Depression, die von Menschen ausgeübt wurde, welche der Anforderungen des Lebens nicht gewachsen seien oder Angst vor der Zukunft hätten. Sigmund Freud sah darin eine Rückkehr zum ungeborenen Ich und zu einer Wiedervereinigung mit der Mutter.

In der Geschichte ihrer Erforschung wurde die Nostalgie als zumeist als etwas Negatives assoziiert, welche dem Menschen nur schaden kann. Das Problem an den Schlussfolgerungen von Hofer und den späteren Psychoanalytikern wie Freud war die Unwissenschaftlichkeit, da alle Rückschlüsse nur auf einigen Beobachtungen zurückgeführt wurden.

Doch Nostalgie kann nicht nur als etwas Schlechtes angesehen werden! Viel eher können wir aus nostalgischen Erinnerungen Kraft schöpfen die unser eventuelles seelisches oder körperliches Ungleichgewicht wieder ins Reine bringen kann. Sie bietet den Ausweg aus einem schwer zu bearbeitendem Moment. Sie kann je nach Person und Situation entweder positiv, im Falle einer schönen Erinnerung an vergangene Zeiten oder als negatives Gefühl des Schmerzes, beispielsweise bei der Betrachtung von einer verstorbenen Person auf einem Bild, mit dem genauen Wissen, dass diese nicht mehr zurückkommt.

Die kollektive Nostalgie

Die kollektive Nostalgie wiederum beschreibt eine gemeinsame Sehnsucht nach dem, was eine Gesellschaft einmal war.

Wir selektieren die Erinnerungen, wie sie uns in dem Moment eben so passen und blenden daher häufig bestimmte Aspekte aus einer Zeit aus und betrachten nur die Guten. Ein besonders populäres Beispiel dürfte wohl der Wunsch sein im Mittelalter leben zu können. „Ach wäre das nicht toll! Den ganzen Tag auf meinem Pferd reiten, den Minnesängern auf dem Marktplatz zuhören, über den Preis eines Fisches feilschen, einem Knappen das Bogenschießen beibringen und einfach im Moment leben. Keine elektrischen Geräte, keine lauten Autogeräusche und keine ständige Überwachung!“ Doch die wahren Fakten werden außen vorgelassen. Eine Kindersterblichkeitsrate von 31 % fürs erste Lebensjahr und 50% bis zum Siebten, Krankheiten wie die Pest, Lepra, Typhus, Cholera und Tuberkulose, eine durchschnittliche Lebenserwartung von 31 Jahren, viel Krieg und Todschlag und keine ernstzunehmende Hygiene, geschweige denn eine richtige Toilette oder Klopapier (Auf Schiffen war das gängige Klopapier damals ein strammes Seil) und zahlreichen anderen Punkten, die uns eigentlich zu dem definitiven Schluss bringen sollte, dass ein Leben im Mittelalter kein „Traumleben“ oder so etwas Ähnliches ist.

So passt das Zitat des spanischen Liedermachers Joaquín Sabina ganz gut, wenn er sagt:

„Es gibt keine schlimmere Nostalgie als die Sehnsucht nach etwas, das es nie gab.“

Kollektive, Fakten verdrängende Nostalgie ist weitverbreitet bei Menschen mit schlechtem Reflektionstalent. So können manche davon schwärmen gerne in der Zeit von Hitler, der Steinzeit, zur Zeit um Jesu oder im Spanien des Jahres 1350 zu leben, doch es bleibt eine undurchdachter phantastischer Wunschgedanke

Jedoch hat die kollektive Nostalgie große Effekte auf das Verhalten einer Gruppe, Sie kann ihre Empfindung und ihre Motivation für eine Sache so trügen, dass sie bereitwilliger zum Handeln sind und weniger darüber nachdenken. So war es beispielsweise, als deutsche Soldaten jüdische Mitbürger aus erlogenen propangierten Gründen eliminieren wollten, da ein irrer Diktator von einer „ Zurückgesinnung an alte Werte“ sprach und ist es auch heute so, wenn Rechte gegen Geflüchtete hetzen und auf die Straßen gehen. Wut und Verachtung können eine Gruppe mobilisieren und wenn eine Gruppe nostalgisch daran denkt, wie die Gesellschaft früher war und entscheidet, dass eine andere Gruppierung am Wandel „schuld“ hat, dann treffen genau die Dinge ein, die ich oben bereits als Beispiel genannt habe. Unter anderem durch die kollektive Nostalgie

Sie muss aber nicht nur negativ sein. Wenn es in der Nostalgie um Werte wie Offenheit und Toleranz geht werden ihre Handlungen niemandem schaden und sie dennoch enorm in ihrem Gruppengefühl motivieren, was zu positiven Effekten führen kann.

Warum Düfte Erinnerungen wecken

Wir riechen an einem Parfüm und denken sofort an diese eine Person, wir nehmen den Geruch einer frisch gemähten Wiese war und denken an unsere Kindheit und haben ein ganz bestimmtes Erlebnis im Kopf. Warum ist das so?

Bezeichnet wird dieser Effekt in der Forschung als das Proust- Phänomen oder der Madeleine-Effekt, welches auf den Schriftsteller Marcel Proust zurückzuführen ist, mit seinem Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. In diesem Buch tunkt die Protagonisten ein Stück Madeleine (Feingebäck aus Frankreich) in einen Tee und sofort tauchen verloren geglaubte Kindheitserinnerungen wieder auf.

Die Macht der Gerüche fasziniert die Menschen schon seit der Antike. „Der Mensch riecht Riechbares nicht, ohne ein Gefühl des Unangenehmen und Lustvollen zu empfinden“ schrieb der griechische Philosoph Aristoteles. Grund für unsere Assoziation von Gerüchen mit Erinnerungen ist das limbische System.

Wenn wir etwas wahrnehmen werden diese Eindrücke zunächst vom Thalamus geprüft. Dann wandern sie in die Hirnrinde. Beim Riechen aber ist das nicht der Fall. Gerüche werden ins limbische System weitergeleitet, in dem vor allem zwei Regionen für dieses Phänomen entscheidend sind. Der Hippocampus, welcher für die Erlebnisverarbeitung und Erinnerungen zuständig ist und die Amygdala, welche uns dabei hilft, Ereignisse emotional zu bewerten. Gerüche geraten also ungefiltert in dieses limbische System und haben deshalb eine bessere Chance im Gedächtnis zu bleiben.

Die Wirkung der aromatischen Nostalgie ist bei jedem Menschen unterschiedlich und so hat jeder seine Düfte, die in an eine vergangene schöne Zeit erinnern, wobei evolutionär die Identifizierung von Gerüchen mit einer Erfahrung ebenfalls von Vorteil war, beispielsweise bei dem Gestank von verfaultem Fleisch.

Fazit

Nostalgie ist etwas wirklich Faszinierendes. Der Erinnerung an vergangene Zeiten, an schöne Momente in der Kindheit ist etwas Besonderes. Deshalb ist es auch gut sie zu haben, wenn man sich reflektiert darüber bewusst ist, dass damals auch nicht alles toll war. Doch im Moment der erlebten Nostalgie erscheint die Erinnerung wie ein erlebter Traum und das ist auch gut so. Sie hält nicht glücklicherweise nicht für ewig an, doch für ein paar Stunden ist es schön nostalgische Gefühle zu erleben. Ein paar Mal im Jahr nicht an die gegenwärtige Zeit denken, sondern an die glücklichen Erinnerungen an vergangene Zeiten.

Daher sind hier einige Eindrücke, die womöglich ein nostalgisches schönes, vielleicht etwas sehnsüchtiges Gefühl im Betrachter erwecken könnte

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