Alex…Alexander Supertramp. Ein junger Mann auf der Suche nach Freiheit, Schönheit. Eine Suche nach Bestimmung. Auf der Flucht vor seiner eigenen Biographie, der Gesellschaft und einem Leben aus der Perspektive eines Beobachters, der nicht selbst erlebt. Ein junger Mann, der nach dem Leben sucht wie es wahrhaftig ist und das Theater satt hat, welches von so vielen mit „Leben“ bezeichnet wird. Ein Suchender, der in sein Abenteuer aufbricht und dort Erinnerungen für die Ewigkeit findet und Erkenntnis. Diese jedoch zu einem hohen Preis.
Und so bricht er, Christopher McCandless alias Alexander Supertramp auf in die Wildnis. Into the Wild.
Ich möchte in diesem Eintrag gerne auf das Leben des gerade Beschriebenen eingehen. Das Buch von Jon Krakauer und vor allem der wunderbare Spielfilm „Into the Wild“ schenkt mir dazu wunderschöne und teils auch tieftragische Eindrücke, die ich nun in diesem Text verarbeiten möchte.
Christopher McCandless ist 21 Jahre alt als er von seinem College graduiert und nun das Leben erfahren möchte, nach dem er sich sehnt. Nach den vielen Jahren, in deren er die Rolle des karriereorientierten jungen Mannes einnehmen und so viele innerhäusliche Konflikte wahrnehmen musste, beschließt er endgültig sich von dem Bisherigen loszulösen und dies in einer radikalen Weise. So spendet er all sein Geld, zerschneidet Bankkarte und Personalausweis und trennt sich so ohne Verabschiedung von seinen Eltern, seiner Schwester und der Gesellschaft, wie er sie nicht länger ertragen kann. Materielle Besitztümer, Statussymbole, Maskeraden und Rollen, Scheinheiligkeit und Achtlosigkeit.
Er flüchtet nicht aus dieser Welt. Er verlässt sie bewusst. Nicht Angst lässt ihn neue Weg betreten, sondern Mut.
Und so wird er zu Alexander Supertramp und entdeckt die Schönheit der Welt zum ersten Mal. In Bekanntschaften auf seinem langen Weg, in prägenden Erfahrungen und vor allem in der Natur. Er lebt nach dem Motto der Neugierde und hört auf sein Herz. So stellt er sich seiner Angst vor dem Wasser und stürzt sie mit einem Kanu in die Stromschnellen am Golf von Mexiko, wandert durch malerische Wüstenlandschaften, klettert auf Berge, mal mit Schnee, mal mit Sand bedeckt und rennt durch grüne Wälder.
Die Schönheit und die Freuden des Lebens liegen für ihn in den täglichen Begegnungen mit Neuem. Nichts sei schöner als jeden Tag an einem neuen Ort aufzuwachen und die Welt aufs Neue erleben zu dürfen unter einer neuen Sonne. Er strebt nach Freiheit und Abenteuer und weiß, dass er sie nicht in Bequemlichkeit und Sicherheit finden wird. Die eigenen vier Wände, ein gesichertes Gehalt durch einen mäßig angenehmen Job und das Leben in Zivilisation gibt dir vielleicht Geborgenheit und schützt dich vor dem Nachdenken nach dem „hätte“ und „könnte“, gibt dir jedoch keine wirkliche Befriedigung. Das Leben im Einklang steht für ihn an erster Stelle, da man nur im Moment Schönheit erkennen kann. Nicht durch Bildschirme, nicht durch Erzählungen oder gefälschte Erinnerungen und nicht in einem durchkonstruierten Urlaub in die doch so gleichen Gefilde. Sondern durch das achtsame Leben in und mit der Natur erfährt man wahre Schönheit.
The joy of life comes from our encounters with new experiences, and hence there is no greater joy than to have an endlessly changing horizon, for each day to have a new and different sun
Er sucht bewusst die Herausforderung und die Gefahren und kommt so häufig ans Ende seiner physischen Fähigkeiten. So weiß er selbst wie gefährlich ein solches Wagnis sein kann, doch dieses Risiko ist er äußerst gewillt einzugehen für nur ein paar Momente wirklichen Seins. Daher hat er ein großes Ziel vor Augen, nach dem er mit feurigem Herzen und glänzenden Augen strebt, Alaska. Dort will er ultimative Freiheit, wahre Selbstbestimmung und komplette Unabhängigkeit erfahren. Und auf der langen Reise zu seinem finalen Ziel erfährt er bereits das, nach dem er eigentlich sucht. Erkennt Wahrheit und wahre Freude, jedoch nur unbewusst. Sein Streben gilt Alaska.
Und so trifft er Menschen zu denen er tiefe Freundschaft schließt und mit denen Momente für die Ewigkeit entstehen. Sei es das Springen ins kalte Meer, das wilde Träumen zweier Kameraden in einer lauten Kneipe oder die Freundschaft mit einem älteren Mann, der ihm zeigt wie ein wirklicher Vater/Großvater sein könnte. Dazu kommt ein magischer Spaziergang mit einem Mädchen zum „Salvation Mountain“ in Kalifornien, einem Ort der Liebe in karger Wüstenlandschaft und ein gemeinsames Konzert mit ihr.

Alexander Supertramp ist ein Träumer. Ein Suchender auf der Reise seines Lebens. Dort findet er Schönheit, Liebe in den verschiedensten Facetten, Freundschaft, um am Ende wahrhaftiges Glück zu erreichen. Dies leider und tragischerweise zu einem hohen Preis. Alaska wird zu seiner Nemesis und die Natur entpuppt sich als zugleich wunderschön, aber auch hart und unbarmherzig. Im Denali National Park in Alaska geht er den Überlebenskampf mit der Natur ein, bei dem kleinste Fehler ohne Zögern bestraft werden. So wird für ihn die Schneeschmelze des Frühlings und die Ernährung mit wilden Pflanzen, beispielsweise der wilden Kartoffel zum Verhängnis. Jack Londons Bücher wie „Call of the Wild“ und „White Fang”, Henry David Thoreaus “Walden” und viele andere dienten ihm als Inspiration fürs Leben. Alexander Supertramp suchte eine realistische Erfahrung mit der Welt und wollte keine Fiktion und Romantisierungen. Er wollte das Leben erfahren wie es wirklich ist.
rather than love, than money, than fame give me truth
Von ihm rezitiertes Zitat von Henry David Thoreau
Seine Erfahrungen und seine Person sollte uns allen als Inspiration dienen. Er nahm sein Schicksal in die eigene Hand und versuchte den Moment zu genießen wie er ist („The freedom and simple beauty is just too good to pass up“). Seine Lebensweise ist die eines Poeten, der nach dem Ruf seines Herzens lebt. Stehts auf der Suche nach Schönheit, Magie und Wahrheit. Veränderung kann immer ein schwerer erster Schritt sein, doch nur im erfahren von Neuem können wir Glück finden. Wir sind nicht darauf ausgelegt unser ganzes Leben an einem Platz zu verweilen und eine tägliche Routine anzunehmen, die sich niemals ändert. Wir sind Suchende und finden das, nachdem es uns begehrt in Erfahrung. Diese gilt es gemacht zu werden, weshalb das Statische mit Stillstand und sogar Rückschritt verbunden werden kann.
Er strebte nach so einem Leben der stetigen Veränderung und dachte es in totaler Isolation und Einsamkeit und somit im kompletten Einklang mit der Natur zu finden. Doch seine ausweglose Situation zum Ende hin offenbarte ihm die wahre Botschaft, die ihm so lange Zeit offensichtlich vor Auge wahr und doch nicht erkannt werden konnte. Die Botschaft, die all die Erinnerungen zu wirklichen Schätzen verwandelt und dafür sorgt, dass sie ins Transzendentale aufsteigt wo sie auf immer bestehen bleibt. Im Moment, der bewusst er lebt zur Ewigkeit wird.
„Happiness is only reached, when shared
Christopher McCandless alias Alexander Supertramp