Viele Überlegungen beruhen auf einer Vermutung, die der Denkende über eine gewisse Tatsache in den Raum stellt, die so wechselhaft von verschiedenen Perspektiven wahrgenommen wird, dass sie häufig nicht ganz einzuschätzen ist. Vieles gehört zu den Dingen, die wir nicht vollkommen erklären können. Dessen Wahrheit wir nie gänzlich verstehen werden. Eine Sache, die ich jedoch feststeht und derer wir uns in jedem glücklichen Moment berufen könnten und in jedem traurigen Moment berufen sollten ist die Tatsache über die Vergänglichkeit des Zustands. Darum soll es hier gehen.
Spätestens mit dem Beginn der Zeiterfassung wurden zum Sklaven über eine fiktive Berechnung, die uns zügeln soll. Die uns aufzeigt, wo die Grenzen unseres Handelns liegen. Wenn ein Vorhaben nicht an eine physische Hürde im herkömmlichen Sinne gekoppelt ist, zeigt uns die Zeit auf, weshalb es dennoch nur von bedingtem Moment sein wird. So können wir uns diesem glücklich schätzen, was jedoch nie ganz ohne Reue geschieht. Das Festhalten der Zeit wurde schon immer als Traumzustand beschrieben. Als Zustand, der vollkommenen Kontrolle. Doch wir als Menschen sind Wesen der Veränderung. Wesen des ewigen Rittes. Wir können nicht stillstehen und uns immer wieder im Kreise drehen. Wenn wir doch einmal nahe daran sind dies zu erreichen wird sich die Unzufriedenheit unserer Seele über den ganzen Körper hinweg ausstrahlen. Wir können nur im Wachstum bestehen. So ist auch Verfall die logische Schlussfolgerung eines Prozesses, der sich Leben nennt.
Und so enthält unsere komplette Existenz eine Botschaft, die im Rhythmus eines normalen Tagesablaufes vermittelt wird. Mit den ersten Sonnenstrahlen erwachen wir aus unserem Schlaf. Erwachen aus einer Welt, die keinesfalls schlechter war, keinesfalls anders. Nur weniger vertraut. Wir verfallen mit dem Zwitschern der Vögel in einen Zustand, den wir als Bewusstsein bezeichnen. Dort denken wir Herr unserer Gelüste und Begierden zu sein, während unser Körper uns jedoch zu jeglicher Zeit eine Sache mitzuteilen versucht. Der Weg kann nicht gestoppt werden. Der Wandel ist immer und zu jeder Zeit.
Das nichts so bleibt wie es war, mag für manche ein Grund zum Trübsinn sein. Daher sei gesagt, dass dazu keinesfalls ein Grund besteht. Denn welcher Zustand will von Dauerhaftigkeit sein? Was ist Glück, wenn es für immer anhält? Ist nicht jeder Moment wahrer im Herzen aufkommender Euphorie ein Geschenk des Lebens? Ist es nicht der Glanz und Schein eines Augenblickes, in dem die Routine zerbricht und etwas Neues passiert? Doch „Neu“ kann niemals sein, wenn die Zeit wie eine umgefallene Sanduhr stillsteht. Wir leben für Momente die herausragen und sollten sie so auffangen, auf das sie niemals wieder verloren werden können.
Wandlung ist notwendig wie die Erneuerung der Blätter im Frühling.
Vincent van Gogh
Vergangenheit und Zukunft. Beides von uns erschaffene Zustände, auf die wir keinen Einfluss wirken können. Vergangenheit besteht hinfort in von uns geschaffenen Monumenten. In der Beobachtung der Natur. Doch wird nicht auch irgendwann die letzte Marmorsäule von der Zeit ins Meer des Vergessens aufgenommen? Verkommt nicht alles zur Fiktion im Moment des Vergehens? Wie steht es mit unseren Erinnerungen? Sind sie nicht auch nur in unseren Köpfen konstruiert, zu einer Geschichte, die wir uns und unseren Lieben erzählen? Und selbstverständlich ziehen wir Stärke und Kraft aus dem vergangenen Erlebten, aus Erzählungen und Geschichten. Doch diese Energie entsteht nicht durch längst Vergangenes. Sie entsteht in uns selbst, in dem wir die Fähigkeit unserer Fantasie zum Konstrukteur eines Gefühls oder Eindruckes machen. Dafür können wir uns wahrhaft glücklich schätzen.
Und die Zukunft? Ist sie nicht doch nur eine Vermutung? Eine Ahnung, die unser Erleben zum Konjunktiv geißelt? Hätte, könnte, sollte. Alle dies fällt in den Bereich des Möglichen. Doch warum sich zum Sklaven einer Prophezeiung machen, die vielleicht doch nie in Erfüllung gehen wird?
Wir sollten die Gegenwart als das Erkennen was sie ist. Ein vorübergehender Zustand des aktuellen Empfindens. Dies ist unsere größte Chance, denn nur durch die Erkenntnis des eigenen Wirkens können wir begreifen, dass wir die Macht haben unserer Zukunft zur Wirklichkeit werden zu lassen. Dies kann uns die Kraft geben einen Zustand als gegeben zu betrachten, egal wie gut oder schlecht. All die Fremdeinflüsse, all die Veränderung in jeder einzelnen Sekunde. All das kann durch unser aktives Handeln beeinflusst werden, wenn wir der Zeit eingestehen Gebieter über uns zu sein. Denn das ist sie sowieso.
Also lasst uns über die Vergänglichkeit des Zustands im Klaren sein. Wenn er schön und erfüllend ist? Lasst uns alles dafür tun ihn so oder in ähnlicher Form zum erneuten Glänzen zu bringen. Wahre Freude des Herzens und nicht die spontane Befriedigung einer Begierde. Und wenn er deprimierend oder unangenehm ist? Dann lasst uns erkennen, dass er nicht von Dauer ist. Denn auf Regen folgt Traufe. Auf Ebbe Flut und auf den Schatten der Nacht das Strahlen der Sonne. Dies alles geschieht durch Veränderung. Durch den stetigen Wandel der Zeit.
Nichts ist so beständig wie der Wandel.
Alle Dinge sind im ewigen Fluss, im Werden, ihr Beharren ist nur Schein.
Heraklit