Die Kunst des Liebens

In diesem Text möchte ich gerne auf die „Kunst des Liebens“ eingehen. Das gleichnamige Buch des Psychologen und Philosophen ‚Erich Fromm gilt hier als oberste Referenz. So werde ich auf die vielen verschiedenen Facetten der Liebe eingehen, das Bild der Liebe in der heutigen Gesellschaft aufzeigen und anhand des Buches und unterschiedlicher Lektüren der Frage nachgehen ob Liebe eine Kunst ist und wie diese zu erlernen ist.

Was ist Liebe?

Die Frage nach der Liebe ist gleichzeitig eine sehr einfache wie schwer zu beantwortende Frage und eine der essentiellsten und am häufigsten gestellten Fragen im Zeitalter des Menschen. So wurde schon im alten Griechenland erkannt, dass Liebe nicht so einfach zu kategorisieren ist und nicht als Universalbegriff verwendet werden kann. Deshalb wurde die Liebe dort in 3 Arten eingeteilt

  • Eros = Die romantische Liebe
  • Philia = die freundschaftliche Liebe
  • Agape = die bedingungslose Liebe

Im weiteren Verlauf dieses Beitrags werde ich genauer auf diese Arten eingehen und sie anhand verschiedener Beispiele erklären. Zuvor sei bereits gesagt, dass mit dem Begriff der Liebe eine der komplexesten Thematiken unseres Wesens umschrieben wird und sehr häufig missinterpretiert wird. Im Gegenteil ist es sogar so, dass nur die wenigsten Menschen jemals nahe an das Verständnis dessen herangekommen sind. So kann man Liebe als Bestandteil der Frage nach der Existenz, ja dem „Sein“ beschreiben und als unumgänglich zur Beantwortung dieser erklären.

Ist Lieben eine Kunst?

Häufig wird die Meinung vertreten, dass die Fähigkeit zu Lieben „in den Schoß gelegt“ wird. Ein als angenehm empfundener Zustand, der durch Zufall zustande kommt. Erich Fromm geht vom Gegenteil aus und sagt, dass Lieben eine Kunst ist da „alle Versuche zu lieben fehlschlagen müssen, sofern nicht aktiv versucht wird, die ganze Persönlichkeit zu entwickeln und so produktiv zu werden“.

Für ihn ist das ganze Leben eine Kunst. Und da das Erlernen einer solchen die aktive Auseinandersetzung mit ihr benötigt, ist auch die wahre Liebe nicht ohne eigene Anstrengung zu erreichen. Genauer gesagt ist die eigene Auseinandersetzung mit ihr der wichtigste Bestandteil. Wir alle empfinden in unserem Leben eine aktive Sehnsucht nach der Liebe und doch scheinen in unserem Alltag ganz andere Dinge viel wichtiger zu sein. Bspw. Erfolg, Geld, Macht, Unterhaltung.

So hat er Recht, wenn er sagt „wir bemühen uns so gut wie überhaupt nicht darum, die Kunst des Liebens zu erlernen.“

Das Erlernen einer Kunst ist in zwei Teile geteilt, dem Theoretischen und dem Praktischen. Hier daher eine kleine Einleitung in die Theorie der Liebe

Liebe als Antwort auf das Problem der menschlichen Existenz

Wenn man über den Menschen spricht muss man unweigerlich auch über die Biologie sprechen. So stellt sich zuerst die Frage, ob Liebe mehr ist als nur ein Bestandteil unserer Instinkte. Durch die kognitive Revolution des Menschen haben wir uns jedoch insoweit vom Tier abgehoben, dass wir Gebieter über unsere Triebe geworden sind und diese nur noch teilweise über uns herrschen. Der Mensch ist mit Vernunft ausgestattet und hat somit „ein Leben, dass sich seiner selbst bewusst ist“. So kann er dadurch erst anfangen sich über Sinn- und Existenzfragen den Kopf zu zerbrechen.

Wir werden als Menschen unfertig auf die Welt gebracht, da die Evolution dies als optimale Art für uns vorgesehen hat. So kommen wir als physiologische Frühgeburt auf die Welt und empfinden mit der Geburt zum ersten Mal das Gefühl von Alleinsein. Vom Abgetrennten. So kann die Trennung vom sicheren Mutterleib als erstes Trauma des Menschen angesehen werden, in der er sich seiner „abgesonderten, einsamen Existenz“ bewusst wird. Die Erfahrung des Abgetrenntseins erzeugt Angst, für Erich Fromm ist sie tatsächlich auch „die Quelle aller Angst“.

Daher stellt sich natürlich die Frage wie dieses Abgetrenntsein überwunden werden kann. Dieses Überwinden ist durch die Bindung an eine Gruppe, also durch Konformität möglich, in dem der einzelne Mensch aufgehört hat er selbst zu sein und zum Teil einer Gruppe mutiert. Erich Fromm spricht dort jedoch nur von einer „Pseudo-Einheit“. Eine vollständig befriedigende Antwort findet man nur durch die zwischenmenschliche Einheit in Form der Liebe, welches das stärkste Streben des Menschen ist. Sei es instinktgetrieben als Akt der Fortpflanzung und Artenerhaltung oder geistig als Überwindung des Abgetrennten. Diese versuchte Einheit in der Liebe ist zugleich eine der problematischsten Vorhaben, da die aufgebauten Beziehungen häufig am Ziel vorbeispringen und zu einer mit Frustration geführten Bindung wird. Dort wird von der „symbiotischen Vereinigung“ gesprochen, welche Fromm als unreife Form der Liebe beschreibt. Weshalb dem so ist möchte ich später detaillierter ergründen.

Arten der Liebe

Liebe zwischen Eltern und Kind

Wie bereits erwähnt empfindet das Kind nach der Geburt Angst durch das Alleinsein. Diese Angst wird durch die Eltern aufgefangen. So erlebt das Kind die Eltern als Schutzpatronen seines Lebens, welche Wärme und Sicherheit bieten. Da Säuglinge erst in der späteren Entwicklung eine Objektpermanenz (Urvertrauen in Vorhandensein der Eltern) aufbauen und die Welt vorerst rein egozentrisch wahrnimmt erfährt das Kind im besten Falle eine bedingungslose Liebe und das Gefühl „Ich werde geliebt, weil ich bin“. Diese Liebe ist rein passiver Natur entwickelt sich mit den Jahren jedoch zu einer neuen Vorstellung der Liebe. Geliebt werden wird zum Lieben. Nun sind viele Faktoren entscheidend welche Art der Liebe ein Kind intrinsisch entwickeln kann. So sind Beziehungen relevant, besonders zu den Eltern. Lernen durch Beobachtung am Modell der Eltern und alle außenstehenden Umweltfaktoren wie die Erziehung (In Schule etc.) und Gesellschaft

Durch das eigene Lieben im frühen Alter erkennt das Kind wie schön es ist zu lieben und wieviel dort zurückgegeben wird und folgt bei gesunder Entwicklung dem Prinzip „Ich werde geliebt, weil ich liebe“

Leider konnten viele diese Erfahrung nicht machen und sich auch im Erwachsenalter nicht von der infantilen Liebe befreien „Ich liebe, weil ich geliebt werde“.

So werden Beziehungen und Ehen häufig von falschen Motiven und einem sehr narzisstischen Blickwinkel genährt. Dort sieht man im anderen ein Besitztum und keine eigenständige Persönlichkeit. „Ich liebe dich, weil ich dich brauche“

So kann man zusammenfassend sagen, dass die Liebe zu den Eltern sehr wichtig für die Entwicklung einer seelisch-geistigen Gesundheit und Reife ist. Dort kann man ebenfalls eine Wurzel erkennen, weshalb die Liebesfähigkeit häufig nur mangelhaft entwickelt wurde.

Nächstenliebe

Für Fromm ist die Nächstenliebe die fundamentalste Art der Liebe, denen alle anderen Formen zugrunde liegen. Also ein Gespür für Verantwortlichkeit, Fürsorge, die Achtung vor dem Leben, sowie dessen uneigennützige Wunsch dessen Leben zu fördern. Es ist die Art Liebe, welche in vielen Weltreligion als eine der obersten Regeln beschrieben ist.

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“

Oder in leichter Abwandlung als goldener Regel bekannt geworden

Was du nicht willst das man nicht tu, das füg auch keinem andern zu“

Wenn ich die Fähigkeit zum Lieben entwickeln möchte ist es unumgänglich auch meine Nächsten zu lieben. Wenn man einen Menschen aufgrund seines Aussehens, seiner Intelligenz oder seinem Glauben anders bewertet oder verurteilt fehlt die Fähigkeit die Identität des menschlichen Kerns ausfindig zu machen. Also einer Erfahrung, dass wir egal wie verschiedenen alle eins sind.

So sagt er dazu zusammenfassend. „Erst in der Liebe zu denen, die für uns keinen Zweck erfüllen, beginnt die Liebe sich zu entfalten“

Mütterliche Liebe

Trotz der Parallelen mit der allgemeinen elterlichen Liebe sieht Fromm in der Mutter eine noch bedeutendere Rolle für die Vermittlung zur Liebe zum Leben.  Er sieht dort einen biblischen Vergleich im Satz „Ein Land, wo Milch und Honig fließt“ Milch ist dort das Symbol des ersten Aspektes der Liebe, die Fürsorge und die Bestätigung. Damit ist gemeint, dass die Mutter sich um das Kind kümmert und ihm Aufmerksamkeit zollt. Honig wiederum symbolisiert die Süßigkeit des Lebens, die Liebe zum Leben und das Empfinden von Glück. Die meisten Menschen sind fähig „Milch“ zu geben. Um jedoch „Honig“ spenden zu können reicht es nicht nur eine gute Mutter zu sein. Die Mutter selbst muss auch ein glücklicher Mensch sein. So erlernt das Kind durch die Mutter die Liebe zum Leben, welche ebenso ansteckend ist wie die potentielle Angst zum Leben.

Im Gegensatz zur Nächstenliebe oder der erotischen Liebe (Eros) welche zwischen Gleichen ist, ist die Beziehung zwischen Mutter und Kind im Ungleichgewicht. Wegen diesem altruistischen selbstlosen Charakter gilt die Mutterlieb (Agape) als höchste Art der Liebe und als heiligste aller emotionalen Bindungen.

Erotische Liebe

Die erotische Liebe ist die Form, welche uns vermutlich als erstes in den Kopf kommt. Dies liegt daran, dass sie am „Spürbarsten“ scheint und uns am meisten einnimmt. So ist besonders der Anfang einer Beziehung sehr von der erotischen Liebe geprägt. Diese beschreibt das Verlangen nach vollkommener Vereinigung, nach der Einheit mit einer anderen Person. Für Fromm ist sie jedoch auch die trügerischste Form der Liebe.

So ist eben der Anfang einer Beziehung, das Erlebnis einer plötzlichen Intimität ein sehr kurzlebiges Ereignis. So kompensieren sie das Getrenntsein in der körperlichen Vereinigung, verpassen es jedoch häufig sich auch seelisch- geistig zu vereinigen. Nach einer gewissen Dauer scheint die andere Person komplett kennengelernt und ohne Reiz. Daher versucht er darauf aufmerksam zu machen, dass die anfängliche sexuelle Begierde nicht mit der Liebe verwechselt werden sollte, auch wenn dies häufig der Fall ist und so ebenfalls in der Popkultur (Bücher, Filme) häufig propagiert wird.

So besteht in der erotischen Liebe das starke Verlangen die andere Person „zu besitzen“ und ist weniger voll echter Zärtlichkeit und Hingabe. Die erotische Liebe bleibt also nicht mehr als eine vorübergehende Vereinigung und wird niemals zu einer echten Einheit. Ein gutes Beispiel ist das eines „One-Night-Stands“ sehr eindrücklich dafür, da dort über Nacht eine temporäre sexuelle Vereinigung stattfindet, welche am frühen Morgen häufig voll Scham angesehen wird. So bleiben sie sich trotz der erotischen Liebe fremd.

Eine ähnliche Problematik gibt es wie oben bereits beschrieben in der Beziehung zwischen Menschen.  Wenn in so einer Bindung die Nächstenliebe fehlt und es vor allem darauf ausgelegt ist die Einsamkeit zu überwinden und den anderen zu besitzen bzw. besitzt zu werden bleibt ihr Erlebnis der Vereinigung eine reine Illusion. Für Fromm verkommt die Liebe so zum Egoismus zu zweit. Sie erweitern das Problem des Getrenntseins also auf zwei Personen und sind so zusammen einsam.

Nietzsche sagt dazu:

„Um sich wirklich gegenseitig gut zu sein, muss sicher jeder erst einmal selbst gut sein. Solange wir nicht anerkennen, dass wir alleine sind, benutzen wie den anderen nur als Schutzschild gegen unsere Einsamkeit. Nur wer herzhaft leben kann wie der Adler, dem kein Zeuge zuschaut, kann sich einem anderen in Liebe zuwenden. Nur der ist Fähig, die Erhöhung des anderen Daseins, das Wachstum zu wünschen“

Nietzsche im Buch „Und Nietzsche weinte“

Oder kurz zusammengefasst

„Man liebt zuletzt seine Begierde, und nicht das Begehrte“

Selbstliebe

Häufig wird Selbstliebe mit Selbstsucht, Narzissmus oder Egoismus verwechselt. Dem ist jedoch nicht der Fall.  So impliziert allein der biblische Satz „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ die Achtung vor der eigenen Integrität und Einzigartigkeit, die Liebe zum eigenen Selbst.  So ist die Liebe zu sich selbst also untrennbar mit der Liebe zu allen anderen Wesen verbunden. Selbstsucht ist wiederrum eben die Folge des Mangels an Selbstliebe.

„Wenn ein Mensch fähig ist, produktiv zu lieben, dann liebt er auch sich selbst. Wenn er nur andere lieben kann, dann kann er überhaupt nicht lieben.“

Liebe zu Gott

Nun kann man diese Art der Liebe natürlich mit einer bestimmten Religion verbinden, in dem Gott als Person angesehen wird, welche aktiv handelt, strafend oder belohnend. Gott kann als strafender und strenger „Vater“ angesehen werden oder als liebevolle gutherzige „Mutter“, je nachdem welche Kultur gerade vorherrschend ist.

Erich Fromm meint mit der Liebe zu Gott jedoch nichts Religiöses an sich. Für ihn meint der Begriff „Gott“ den höchsten Wert, das erstrebenswerteste Gut. Gott ist Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe. Im Wandel und von diesem Blickwinkel aus betrachtet hört Gott auf eine Person zu sein und wird zum Symbol für das Prinzip der Einheit. Schon in der Bibel wurde immer wieder erwähnt, sich vom Bild der Person, dem „Seienden“ freizumachen. „Mein Name ist Namenlos“. Bei Moses behauptet er so „Ich bin „Ich bin da“ (Ex 3,14). Die Bezeichnung „Ich bin da“ zielt darauf ab den Menschen von der Vorstellung einer Person freizumachen und wird zum „Namenlosen Einen“, zur Einheit allen Daseins.

Gott lieben bedeutet also nicht wie häufig die Anschauung ist eine Person zu lieben. Es heißt viel mehr die Sehnsucht nach der vollen Liebesfähigkeit. Die Sehnsucht nach Einheit mit Allem.

Das bedeutet, dass man sich vom „historisch bedingten“ Bild von Gott entfernen sollte und in ihm nichts zu Nennendes zu sehen. Gott hat keinen Namen. Gott kann nicht adressiert werden. Bereits der chinesische Philosoph Lao-Tse sagte (Spruch 1)

Könnten wir weisen den Weg

Es wäre kein ewiger Weg

Könnten wir nennen den Namen

Es wäre kein ewiger Name

Ebenfalls sehr schön in zwei Sätzen formuliert (Spruch 56)

Ein Wissender redet nicht

Ein Redender weiß nicht

Die Gottesliebe ist also kein Akt des Wissens über ihn, auch nicht das Denken über ihn, sondern ein Akt des Erlebens im Einssein mit ihm.

Die Liebe und ihr Verfall in der heutigen westlichen Gesellschaft

Das Buch „Die Kunst des Liebens“ ist 1956 erschienen. So ist es faszinierend zu betrachten, dass Erich Fromm schon vor fast 70 Jahren zu dem Entschluss kam, dass unsere Fähigkeit zu Lieben in unserer westlichen Konsumgesellschaft verkümmert. Dazu schreibt er folgendes.

Zunächst stellt er die Frage, ob unsere heutige Gesellschaft (es gibt viele Parallel zu 1956, wenn es im Jahre 2022 deutlich ausgeprägter und extremer ist) für die Entwicklung der Liebe förderlich ist. Diese verneint er klar, in dem er sagt, dass Formen wie Nächstenliebe etc. eine seltene Erscheinung ist und einige Formen der Pseudoliebe an ihre Stelle gerückt sind, bei denen es sich in Wirklichkeit um den Verfall der Liebe handelt. Menschen werden zu Arbeitskräften und damit zu Gebrauchsgütern verwandelt, angesammelte tote Dinge besitzen einen höheren Wert als das Lebendige (Z.b. das Geld). Der moderne Kapitalismus benötigt die Konformität der Masse und die Kontrolle dieser. So kommen sich die Menschen frei und unabhängig vor und lassen sich dennoch leicht manipulieren. „Der moderne Mensch ist sich selbst, seinen Mitmenschen und der Natur entfremdet“ Für ihn sind viele menschliche Beziehungen „im Wesentlichen die von entfremdeten Automaten“.

Wie bereits erwähnt ist das Bedürfnis nach Transzendenz und Einheit essentiell für eine liebesfähige Person. Dieses Bedürfnis wird den meisten durch Arbeitsroutine und Unterhaltungsmedien überhaupt nicht bewusst. Der moderne Mensch überwindet seine Verzweiflung temporär durch die Routine des Vergnügens, durch den passiven Konsum von Tönen und Bildern und durch die Befriedigung ständig neue Dinge zu kaufen. Er erkennt in den heutigen Beziehungen kein gemeinsames Streben nach Einheit, sondern das beste zu machende Tauschgeschäft. Beziehungen sind zum Besitz, zum Haben verkommen und sind weit entfernt vom Sein.

Was würde Erich Fromm zu unserer heutigen Gesellschaft sagen?

70 Jahre später sind wir auf dem bisherigen Zenit des Konsums angekommen. Das Internet, Smartphones, Soziale Medien. Die Menschen steigern sich in fremde Welten hinein, sind virtuell zusammen und werden doch immer einsamer. Sie entfremden noch mehr von ihrer Natur, verlernen Empathie und Achtsamkeit und haben die Konzentrationsspanne weniger Sekunden. Beziehungen dienen umso verstärkter der Verdrängung der eigenen Einsamkeit. Der eigenen Verzweiflung orientierungslos zu sein, richtungslos und ohne Ziel. Durch das aufkommen von Dating-Apps wie Tinder ist die Romantik endgültig aus dem Großteil unserer Gesellschaft verschwunden. Wir bewerten andere Menschen nach ihrem Aussehen, stellen uns selbst verfremdet in sozialen Medien da, erschaffen eine digitale Rolle, die wir mit unserem Selbst verwechseln und spielen so Theater vor einem Publikum, welches nach neuen Trends giert, nach der Illusion eines Erlebnisses, welches sie dann in ihrer Galerie einquartieren können. Individualität geht in der Illusion dieser verloren und so verkommen die Menschen immer mehr zur Gleichheit, passen sich an, werden konform zur Gesellschaft.

Ehen werden immer mehr geschieden, kommen zustande auf Grund einer plötzlichen Schwangerschaft, Langeweile oder Verzweiflung und stehen immer mehr in dem von Fromm beschrieben Geiste. „Zu zweit Alleine“ Also wie Puzzleteile die sich in einander verhaken. Nicht wirklich zusammen, eher unbrauchbar.

Zusammengefasst wurde also alles was Erich Fromm beschrieben hat in einem erschreckenden Ausmaß verstärkt und so sind die Menschen noch weiter entfernt von wahrer Vereinigung.

Wie erlerne ich die Kunst des Liebens?

Doch wie erlerne ich nun die Kunst des Liebens? Wie beschrieben ist es in unserer modernen Welt schwieriger geworden diese Kunst zu erlernen. Aber es ist nicht unmöglich.

Besonders wichtig für Erich Fromm ist der Glauben. Dieser gilt für ihn als essentiell. Damit es keinesfalls der Glaube an eine Person oder Idee gemeint, sondern ein Glaube, welcher im produktiven, intellektuellen und emotionalen Tätigsein verwurzelt ist. Ein Glaube an die Vernunft, an eine eigene Vision. Der Glaube an die eigene Liebe und an die Fähigkeit der eigenen Liebe, bei Anderen Liebe hervorzurufen und der Glaube an ihre Verlässlichkeit.

Für ihn ist Glaube ein „unentbehrlicher Bestandteil jeder echten Freundschaft oder Liebe.“

Glauben erfordert Mut und damit die Fähigkeit ein Risiko einzugehen, sowie die Bereitschaft Schmerz und Enttäuschung hinzunehmen. Der Glaube an die eigenen Werte und den Mut alles dafür aufs Spiel zu setzen. So ist Liebe Hingabe, ein schutzloser Akt des Vertrauens. Man darf keine Angst vor der Liebe haben auch wenn sie noch so einschüchternd wirken kann. Egal auf welcher Ebene.

Eine weitere Voraussetzung ist es „ganz wach“ zu sein, damit man sich selbst und andere nicht langweilt.  „Die Fähigkeit zu lieben erfordert einen Zustand intensiver Wachheit und gesteigerter Vitalität.“ Damit ist ein produktives Leben gemeint. Erschaffe etwas, sei kreativ, fördere und errichte, helfe und lass dir helfen. Schlage deine Zeit nicht einfach tot, in dem du etliche Stunden im Internet verbringst, auf dem Handy. Lerne die Natur von neuem kennen, sei Achtsamkeit und nutze deine Sinne bewusst. Akzeptiere die Stille und versuch ihre Schönheit zu erkennen. Befreie dich von seelischem Ballast und versuch nicht negativ in die Leben anderer einzugreifen, im Gegenteil. Helfe, wenn du helfen kannst, helfe nur, wenn du auch helfen sollst.

Gebe mehr als du bekommst, denn „gerade im Akt des Schenkens erlebst du deine Stärke, deinen Reichtum, deine Macht. Das Erlebnis des dieser gesteigerten Vitalität erfüllt mit Freude.

„Nicht der ist reich, der viel hat, sondern der, welcher viel gibt“

Erkenne, dass du zu aller erst für dich selbst verantwortlich bist und dich selbst weiterentwickeln musst. Du kannst andere nicht zur Entwicklung zwingen, den kannst allerhöchstens als helfende Hand fungieren, doch die Bereitschaft zur Weiterentwicklung muss jeder Mensch selbst erlernen.

Eine Beziehung ist kein Tauschgeschäft. Es ist kein „Besitz“ einer anderen Person. Es ist das gemeinsame Streben nach einem über ihnen stehenden Ideal, ein Durst nach Einheit. Eine Beziehung ist kein Akt der Verpflichtung, sondern ein Akt der Freundschaft.

2 Kommentare zu „Die Kunst des Liebens

Gib deinen ab

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com

Nach oben ↑

%d Bloggern gefällt das: