Die Macht der Musik

Musik ist eines der schönsten und zugleich mächtigsten Instrumente, die wir auf diesem Planeten haben. Ihr Einfluss auf die unterschiedlichsten Bereiche unseres Lebens ist überwältigend.  In diesem Beitrag geht es um die besondere Rolle, die Musik in unserem Leben spielt und wie sie uns sowohl positiv als auch negativ beeinflussen kann.

  • Wie Musik unsere Emotionen beeinflusst
  • Wie Musik uns manipuliert
  • Musik im Supermarkt
  • Musik in der Propaganda
  • Der Einfluss von Musik auf unsere Intelligenz

Wie Musik unsere Emotionen beeinflusst

Musik kann uns zum Weinen bringen, uns im Sport zu Höchstleistungen motivieren, unsere Wut zügeln oder bekräftigen und einem Abend den richtigen Drall verleihen mit viel Spaß und Unterhaltung. Musik ist ein nicht wegzudenkendes Werkzeug für unseren neurologischen Baukasten, dem Gehirn. Nur wie kann genau ist es möglich, dass einfach Klänge und Rhythmen unsere Emotionen verändern?

Der Musikphilosoph Leonard B. Meyer behauptete dazu 1956 in seinem Buch „Emotion and Meaning in Music“, dass Musik durch die Art ihres Aufbaus Emotionen hervorrufen kann. Durch ein Wechselspiel von Spannungsaufbau und Auflösung. Die Faszination, die unser Gehirn zum Mitdenken bringt entsteht dadurch, dass es immer versucht eine Vorhersage zu treffen, wie die Melodie denn weitergehe. Wird sie lauter oder leiser? Verändert sich der Rhythmus? Wenn etwas Unerwartetes auftritt sind wir überrascht, dadurch entsteht Spannung.

Nun ist Spannung und allgemeine Befriedigung nicht das Einzige, was Musik mit unseren Emotionen anstellt. Komponisten haben seit Jahrhunderten bestimmte Tricks entwickelt, wie bestimmte Emotionen dargestellt werden und wie sie beim Hörer geweckt werden. So wird Freude mit einem Wechselspiel aus hohen und tiefen Tönen, mit vielem Wechseln der Instrumente und großen Intervallen. Bei Traurigkeit ändern sich die Töne nur in kleinen Schritten, sie ist leiser und gleichförmiger. Furcht und Schrecken wird mit stechenden lauten Tönen charakterisiert und ändert häufig die Lautstärke von leise zu laut.

Bestärkt wird die emotionale Bindung zu einem gewissen Musikstück oder einer Melodie mit ihrer nostalgischen persönlichen Bindung an den Hörer. Das Wahrgenommene wird im Gehirn im gleichen Bereich wie Erinnerungen verarbeitet und schafft so bei bestimmten Musikstücken eine Assoziation mit vergangenen Momenten, alten Erinnerungen und den Gefühlen, die sie damals hatten. Vor allem die Musik unserer Jugendzeit bleibt uns im Gedächtnis. So hat eine Studie der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover in einem Experiment nachgewiesen, dass die genausten und ausführlichsten Erinnerungen, die an die Jugendzeit sind. In dem Experiment wurden 50 Probanden mit einem Altersdurchschnitt von 67 Jahren eine zufällige Auswahl an Nummer eins- Hits aus dem Zeitraum von 1930 bis 2010 vorgespielt. Die Musik, die wir in unserer Jugendphase konsumiert haben prägt uns und so verändert sich der Musikgeschmack bei den meisten Menschen später kaum noch.

In trauriger Musik finden wir Trost, glücklicher Musik macht fröhlich und unterhält uns an sich beeinflusst sie unserer Musik zum Guten. Wir können ja auch selbst entscheiden was wir hören wollen! Leider ist Musik nicht nur gut, um unsere eigene Stimmung zu verbessern. Ein weiteres stark ausgeprägtes Talent, welches mit Emotionen teilweise zu tun hat ist die Manipulation durch Musik. Dazu komme ich jetzt

Wie Musik uns manipuliert

Egal ob in durch einen Jingle im Werbespot oder präzise ausgewählte Lieder für den Supermarkt. Musik beeinflusst und manipuliert unser Kaufverhalten, unsere Dauer des Aufenthalts, unsere Präferenzen und vieles mehr. Wie funktioniert diese Steuerung und was passiert in unserer Psyche, damit sie so effektiv funktioniert?

Dazu fasse ich den sehr zu empfehlenden Artikel der Medienfachzeitschrift W&V zusammen. Unter der Zusammenfassung verlinke ich den Beitrag zum Abschluss.

In der Studie analysierten Marktforscher zahlreiche TV- Spots mit Hilfe der Psychophysiologie und Tiefenpsychologie. Mit einer Befragung der Testprobanden haben sie 7 unterschiedliche KPI entschlüsselt, die für eine optimale Aufnahme des Konsumenten zu gewährleisten ist. ( KPI steht für Key Performance Indicator und bezeichnet Kennzahlen, um die Leistung in Unternehmen zu ermitteln)

Relevanz ist die akute Wichtigkeit eines Reizes. Sie gibt uns Aufschluss über die Intensität der Person und kann positiv als auch negativ sein. Erzeugt werden können sie durch aktivierende, akustische Formen, wie helle Länge, spannungsreiche Intervalle und dynamische Rhythmen. Durch starke Riffs, dominante Beats und häufig wechselnde Tonfolgen kann sie erzeugt werden.

Sympathie wird durch helle Klänge, harmonische Intervalle und tänzerische Rhythmen erzeugt, um dem Konsumenten eine Zuneigung zum Produkt zu kreieren.

Emotionale Nähe wird durch warme Klänge, lange Töne und langsame Rhythmen versucht zu erzeugen, um dem Hörer der des Werbeclips das Gefühl der Geborgenheit zu verkaufen, welches oft viel wichtiger als die Sympathie ist. Dadurch kann eine tiefe Zuneigung zum Produkt entstehen, welche sich womöglich mit einer langfristigen „Beziehung“ mit der werbenden Marke auszahlen kann.

Distress bedeutet mentale Überforderung und erzeugt dem Hörer eine negative Situation des Stresses. Sie kann und wird in der Werbung eingesetzt, um die Spannung zu steigern und damit eine höhere Relevanz zum aktuellen Spot enstehen zu lassen. Durch sehr schrille und dunkle Klänge, disharmonische Intervalle und starke Effekte kann für den Hörer eine stressige und bedrohliche Umgebung geschaffen werden. Es wird weniger in Werbungen als in der Filmmusik eingesetzt, da die Gefahr einer negativen emotionalen Bewertung besteht, aber in Thrillern erfreut sich Distress hoher Beliebtheit

In die anderen drei emotionalen KPI – Attraktion, Vertrauen und Skepsis sind bestärkt von individuellen Erfahrungen und Erwartungen des Einzelnen abhängig und können daher nicht klar in musikalische Ausdrucksformen zugeordnet werden, aber auch sie spielen für die Akzeptanz der Werbung und für die Bindung an die Marke eine große Rolle. https://www.wuv.de/specials/musik_in_der_werbung/studie_wie_musik_in_tv_spots_emotionen_steuert

Als Fazit zur Werbemusik kann man also sagen, dass sie einen enorm hohen, wenn nicht den stärksten Einfluss auf das Kaufverhalten und die Emotionen der potentiellen Kunden in Werbespots hat. Ein anderes Feld in der Werbeindustrie ist jedoch die Musik im Supermarkt. Dazu komme ich jetzt.

Musik im Supermarkt

Seien es Einkaufszentren, Kaufhäuser, Restaurants oder Supermärkte, Musik läuft in jedem der genannten kontinuierlich. Die Auswahl der Musik ist niemals zufällig, sondern im präzise auf die Kaufpsychologie des Kunden angepasst. Forscher haben in vielen separaten Studien herausgefunden, dass nicht nur die Art der Musik entscheidend ist, sondern auch das Tempo und der Wohlfühlfaktor. Das Einkaufen ist für viele Menschen eine hektische Angelegenheit und deshalb ist das Ziel eines jeden Supermarktes logischerweise uns die Hektik zu nehmen. Weder mit Rap, Heavy Metal oder Volksmusik wird eine angenehme Atmosphäre für den Großteil der Menschen geschaffen, jedoch mit ausgewählten Elementen aus Jazz, Pop, teilweise Rock und Blues. Es gibt einen ganzen Wettbewerb unterschiedlicher Bewerber für Supermarkt-Radios. Radio Max, Mood Media, Echio oder Ketchup Music sind nur ein paar davon und sie alleine beliefern tausende Supermärkte ins ganz Deutschland mit ihrer vorgefertigten Radiomusik.

Das Logo der Firma „Ketchup Music“

Ein Beispiel für den Erfolg ist die Ronald E. Millman Studie „Using Background Music to Affect the Behavior of Supermarket Shoppers“ aus dem Jahr 1982. In dieser Studie wurde vor allem ein Blick auf das Tempo geworfen. Über 9 Wochen wurden 3 unterschiedliche Hintergrundmusik-Varianten getestet: Keine Musik, langsame Musik (72 beats per minute oder weniger) und schnelle Musik (94 bpm oder mehr). Das Ergebnis der Studie wahr, dass die Geschwindigkeit tatsächlich einen großen Einfluss auf die Verkaufszahlen hatte. Schnelle Musik führte zu einem negativen Effekt, bei dem die Kunden schneller den Einkaufsladen verließen. Zusätzlich zum Tempo spielt auch die Uhrzeit eine große Rolle. Das sogenannte Dayparting beschäftigt sich mit der Einteilung der Geschwindigkeit wobei morgens ruhigere Töne gespielt werden sollte und ab Nachmittag das Tempo etwas angezogen werden kann. Der Fokus liegt auf der Art der Zielgruppe, da morgens eine durchschnittlich ältere Zielgruppe den Supermarkt besucht als abends. Weitere Stichworte sind die Regionalität, also beispielsweise Weihnachtsmusik im Winter und Karnevalsmusik im Februar, die Vielfalt der Musik und das Mainstream-Potential, also wie beliebt jenes Lied für die breite Masse ist.

Musik in der Propaganda

Diejenige Propaganda ist gut, die zum Erfolg führt, und die ist schlecht, die nicht zum gewünschten Ergebnis führt. Es ist nicht die Aufgabe der Propaganda intelligent zu sein, sondern ihre Aufgabe ist es, zum Erfolg zu führen.

Reichminister für Propaganda Joseph Goebbels

Ein gutes Beispiel für die Effektivität der Musik war die Propaganda im Nationalsozialismus von 1933 bis 1945. Ob Oper, Konzerte, in der Schule, im Radio oder Film – überall kontrollierten die Nationalsozialisten das kulturelle Leben, um der Bevölkerung ihre Ideologie näher zu bringen, mit Musik. Die 1926 gegründete Hitlerjugend hatte das Ziel mit ihren gesungenen Liedern das Provozieren ihrer Gegner und den Kindern eine klare Rolle zwischen „Feind“ und „Freund“ darzustellen und neue Mitglieder anzuwerben. Mit den Liedtexten konnten die Nationalsozialisten ihr Programm schlagartig verbreiten, also die Erringung der politischen Macht, der Kampf gegen den Kommunismus und die Revision des Versailler Vertrags. Die vor Patriotismus glühenden Lieder schweißten die Jugendlichen zusammen.

Vorwärts!Vorwärts! schmettern die hellen Fanfaren

Einige Songpassagen aus dem oben verlinkten Lied sind beispielsweise „Jugend kennt keine Gefahren. Deutschland du wirst leuchtend stehn, mögen wir auch untergehn“ oder „Ja durch unsre Fäuste fällte, Wer sich uns entgegenstellt“, sowie Führer wir gehören dir, Wir Kameraden, dir!“ Dieses uns viele weitere Lieder sind perfekte Beispiele für die Effektivität der unterbewussten Suggestion, welche durch diese Lieder umgesetzt wurde. Sei der Text zu unserer Sympathie oder nicht spielt und spielte in der Hitlerjugend keine große Rolle, mit dauerhaften Wiederholungen, ansprechenden Rhythmen und Suggestionen durch den Text war es schwer sich dem Effet dieser Lieder entgegenzustellen. Patriotismus, Führerliebe, „Fürs Reich sterben“, alles Beispiele der „strobonischen Injektion“, welche durch Aldous Huxleys „Wiedersehen mit der schönen neuen Welt“ ein Mittel für unterbewusste Manipulation mit negativ besetzten Worten und zu hassenden Begriffen wie „Dem Feind“, welche durch diese Lieder ihre Wirkung bekommen haben.

So kann Musik die Massen bewegen, Motivation ankurbeln und eben genau die Dinge beeinflussen, die ich bereits in meinem ersten Punkt „Wie Musik unsere Emotionen beeinflusst“ angesprochen habe, welche für die Propaganda in totalitären Regimen für unausprechlichem Vorteil sind . Die Emotionen des gemeinen Volkes. So ist Musik in jeder Staatspropaganda, wie im Stalinismus „Stalin,Freund,Genosse“ oder „Dong Fang Hong (Der Osten ist rot) für den Maoismus um Mao Zedong, welcher untere anderem dafür Namensgeber war und Mitbegründer der kommunistischen Partei China worunter über 100 Millionen Menschen sterben mussten.

Erziehung beginnt mit Poesie, wird gefestigt durch gutes Verhalten und durch Musik vollendet.

Konfuzius (551-479 . Chr.), chinesischer Philosoph

Und nicht nur im totalitären Staat diente Musik als Werkzeug, auch in jeder anderen Massenbewegung und oder Ideologie wie die Bauernlieder um 1525, die Arbeiterlieder wie z.b „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit, Revolutionslieder wie das äußerst bekannte „Bella Ciao“, sowie The 5th Dimension mit „Aquarius“ in der Hippiebewegung und Anti-Lieder gegen die Vietnamkrieg wie „paint it black oder War von Edwin Starr

Eines der emotionalsten Filmszenen aller Zeiten, auch und vor allem dank der Musik!

Einfluss von Musik auf unsere Intelligenz

Viele haben sicher schon einmal etwas von dem „Mozart- Effekt“ gehört. Dieser besagt, dass das Anhören eines bestimmten Stückes des Komponisten W.A. Mozart eine Leistungssteigerung hervorruft und das Spielen dieser Lieder bei Kindern im Frühstadium zu höhere Intelligenz führen kann. Der Effekt ist sehr umstritten und konnte von Forschern Harvards wiederlegt worden, dennoch bleibt er im Volksmund bestehen. Die Wirkung auf die menschliche Intelligenz ist jedoch in vielen Studien belegt worden und bestimmte Tätigkeiten wie das Musizieren schein wirklich einen Einfluss auf unsere Intelligenz zu haben.

Pianisten und Gitaristen verfügen über erstaunliche motorische Fähigkeiten und Neurowissenschaftler fanden eine signifikante Steigerung unter anderem für die koordinative Leistung zuständigen Hirnbereichen. Allgemein zeigen Musiker bessere Leistungen unter anderem im Auswerten akustischer Signale, aber auch in Tests, in denen die motorische und exekutive, planende Funktion abgefragt wird.

Dazu gibt es noch einige Statistiken, die offenbar zeigen, dass Musizieren und die Art der Musik einen Einfluss auf unsere Bildung und Intelligenz hat, wie zum Beispiel

  • Musizierende Familien sind gebildeter
  • Freunde der klassischen Musik haben einen höheren IQ
  • Musizierende Schüler haben bessere Noten
  • Etc.

Man muss dazu aber sagen, dass viele dieser Statistiken populärwissenschaftlich sind und selten richtig fundiert. Deshalb bleibt die Frage, ob Musik wirklich intelligenter macht umstritten mit einer Tendenz zu -Ja

Resümee

Musik ist ein faszinierender und elementarer Bestandteil unseres Lebens und nur die wenigsten können sich wahrscheinlich ein Leben ohne ihr nicht vorstellen. So schön und wichtig sie für unser Leben ist, ist sie aber auch gefährlich. Sie ist ein mächtiges Instrument (Zwinker- Smiley) der Manipulation und Beeinflussung und kann in den Händen mächtiger Menschen mit schlechten Absichten zu einer Waffe der Propaganda und der Gedankenkontrolle werden. Jedoch hält dieses Wissen uns nicht davor ab, sie tagtäglich zu hören und das ist auch gut so! Abschließen möchte ich mit einem Zitat.

Das unaussprechlich Innige aller Musik, vermöge dessen sie als ein so ganz vertrautes und doch ewig fernes Paradies an uns vorüberzieht, so ganz verständlich und doch so unerklärlich ist, beruht darauf, dass sie alle Regungen unseres innersten Wesens wiedergibt, aber ganz ohne die Wirklichkeit und fern von ihrer Qual.

Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph

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