Wie leben in einer Zeit in der unsere fortgeschrittene Technik und die Medizin jährlich fortschrittlicher wird und Dinge getan werden, die noch vor wenigen Jahrzehnten als völlig unmöglich galten. Die damalige Lebenserwartung lag im Mittelalter zum Beispiel bei circa 30 Jahren und noch vor 100 Jahren bei 57. Das lag an Krankheiten, die aus mangelnder Hygiene, dem fehlenden Wissen zur Vorbeugung und den mangelnden medizinischen Möglichkeiten resultierten. Es gab eine hohe Kindersterblichkeitsrate und mehr Krieg und Armut als es heutzutage der Fall ist. Unsere durchschnittliche Lebenserwartung steigt Jahr für Jahr kontinuierlich und womöglich ist es nur eine Frage der Zeit bis es dem Menschen gelingt unsterblich zu werden. Es gibt verschiedene medizinische Versuche, die genau das erreichen wollen. Doch wie sieht das Ganze aus und sollten wir überhaupt unsterblich werden?
Das werde ich jetzt versuchen zu beantworten.
Zu aller erst möchte ich erklären wie das Gilgamesch- Projekt seinen Namen bekommen hat. Der Gilgamesch Epos ist die erste überlieferte große Heldengeschichte der Menschheit die das Erreichen der Unsterblichkeit in den Mittelpunkt gesetzt hat. In dieser Geschichte geht es um den archetypischen Helden Gilgamesch, der zu zwei Dritteln bereits göttlich ist und von sich selbst glaubt, sich alles erlauben zu können was im möglichen und unmöglichen Bereich liegt. Er war der König des sumerischen Stadtstaates Uruk und bekannt für seine übermenschliche Stärke und seine herausragenden Fähigkeiten in allen möglichen Bereichen. Durch den Tod seines besten Freundes wird ihm seine eigene Sterblichkeit bewusst und so beschließt er alles Mögliche zu unternehmen um dem Tod zu entkommen. Er kämpft gegen Monster, steigt in die Unterwelt herab und verhandelt mit den Göttern um seine Aufnahme zum göttlichen Himmelreich. Das Ende der Geschichte ist, dass er in der Unterwelt gefangen bleibt und im Traum erfährt, dass die Götter seinen Tod beschlossen haben, da er aber zum Teil göttlich ist wird er zum Herrscher unter den Toten ernannt. Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute. Ach, er ist ja gestorben.
Diese Geschichte ist über 5000 Jahre alt und wurde in vielen Geschichten mit gewissen Unterschiedenen adaptiert, wie in der Ilias von Homer oder der Nibelungensage. In all den Geschichten wird die Überwindung des Todes thematisiert. Doch wir Menschen sind keine Halbgötter, leben nicht in einer Welt voller Mystik und Magie und können auch nicht mit den Göttern kommunizieren und verhandeln. Unsere Art der Zauberei ist die Wissenschaft, die tatsächlich bereits Dinge vollbracht hat, die sogar für einen Herakles oder einen Sigfried nicht zu fassen gewesen wäre.
So viele damals undenkbare Dinge konnten wir bereits ermöglichen. Die Reise von der Erde bis zum Mond, in 80 Tagen um die Welt und immerhin 6,7 Meilen unter das Meer! Diese Missionen wurden für unmöglich gehalten, mittlerweile konnten wir sie alle ermöglichen. Was ist also unmöglich und was ist möglich, ist das unendliche Leben eines der Dinge, die wir niemals schaffen können? Oder hat es realistische Chancen in 50 Jahren zur Realität zu werden? Mal von aller Ethik abgesehen, hier sind ein paar Möglichkeiten wie wir den Tod tatsächlich überwinden könnten.
Möglichkeiten zum deutlich verlängertem Leben
Gedruckte Organe
Forschern in Israel ist es im Frühjahr 2019 gelungen ein Herz aus menschlichem Gewebe zu erzeugen. Viele gehen davon aus, dass in 10 Jahren Organspende kein Thema mehr sein muss, da es dann möglich sein soll, alle benötigten Organe künstlich herzustellen, wodurch sich der Mensch theoretisch immer wieder seiner alten Organe entledigen könnte und sie zu Neuen wechseln könnte. Dadurch wären alle Krankheiten, die von zu alten oder schwachen Organen ausgehen eliminiert, da man sich einfach tauschen könnte. So wären zum Beispiel Herzinfarkte kein Thema mehr.
Das Altern aufhalten
Die Zellseneszenz ist das Phänomen, dass die meisten unserer Zellen nach einer bestimmten Anzahl von Teilungen ihr Wachstum einstellen. Die defekten oder abgestorbenen Zellen werden aber nicht vom Immunsystem eliminiert und beseitigt, sondern sammeln sich im Gewebe. Mit den Jahren häuft sich die Anzahl der seneszenten Zellen, welches die Ursache für unsere Alterung und die damit verbundenen Erkrankungen ist. Wenn man es schaffen würde, die seneszenten Zellen zu entfernen, könnte man, so ist die Idee, das Altern stoppen und so ein längeres und gesünderes Leben garantieren. Es wurden bereits einige Wirkstoffen an Mäusen getestet und die Ergebnisse waren tatsächlich erfolgreich. Die Mäuse hatten ein längeres Leben mit wenigeren alterstypischen Erkrankungen.
Bewusstseinsübertragung
Es gibt bereits hochfinanzierte Forschungen im Bereich der Bewusstseinstransfusion. Sie experimentieren an einer Möglichkeit, mit der man das Bewusstsein in ein intelligentes System übertragen kann, wodurch es dem Menschen möglich wäre unendlich als Datenstrom in Maschinen zu leben.
Vielleicht wird die Unsterblichkeit oder zumindest die Verdopplung unserer aktuellen Lebensspannen bald in einer bestimmten Anzahl von Jahren möglich sein, aber die Frage ist doch eigentlich, ob wir über unsterblich sein wollen? Ist es eine Idee, die es gilt anzustreben oder nur ein Irrwitziges Kräftemessen von Wissenschaftlern, wo der Sinn erst nach der Erfindung durchdacht wird?
Auch heute erreichen wir schon ein, für damalige Verhältnisse unfassbares Alter, doch wofür überhaupt? Die Realität sieht leider so aus, dass viele alte Menschen entweder in Armut aufgrund ihre schlechten Rente leben müssen und bei der Tafel essen, andere verweilen in Seniorenheimen und viele werden nur selten besucht, respektlos behandelt und nicht als vollwertige Person anerkannt. Andere können nicht mehr alleine ihren Alltag erledigen, werden von ihrem Verwandten nur als baldige Geldquelle in Form von Erbe angesehen oder klagen über Rückenschmerzen, Rheuma oder über ähnliche körperliche Schmerzen. Der geringe Teil in der Welt, der tatsächlich zufrieden, gesund und in vollem Besitz ihrer geistigen Kräfte sind, kann sich glücklich schätzen, so seinen Lebensabend verbringen zu können.
Wenn Menschen erkennen, dass sie alles in der Welt gesehen haben, jede Geschichte in irgendeiner Art schon gehört und gerne etwas komplett neues erleben wollen, dann sind sie auch gerne bereit zu sterben, solange sie darüber entscheiden dürfen und keine Krankheit darüber verfügt.
Gesellschaftlich gesehen ist es leider auch so, dass es bereits jetzt zu viele alte Menschen gibt, die nicht mehr selbstständig leben können und rein logisch hinsichtlich unserer Ökonomie und Gesellschaftsstruktur teilweise auch nur noch Laster darstellen, durch die viele Gelder, Arbeitskräfte und Ressourcen verloren gehen, die in anderen Bereich wie der Schule, Infrastruktur oder in sozialen Einrichtungen womöglich besser aufgehoben wären.
Man kann also das Resümee ziehen, dass ein bestimmter Reiz für das unendliche Leben definitiv besteht, aber in unserer Gesellschaft in vielerlei Punkten, seien sie seelisch oder materiell nicht tragbar sind. In einer utopischen Welt wäre das ewige Leben (oder deutlich verlängerte) mit einer liebenden Familie, genug körperlichen Kräften, einer Aufgabe und einem respektierten Status sicher eine schöne Sache, doch in einer Welt voller Armut, Krankheit, Hunger, teilweise fehlendem Sinn und anderen Aspekten wäre diese exzessive Lebenserweiterung sicherlich eher kontraproduktiv für das eigene Seelenwohl und das der ganzen Menschheit
Da Armut und andere Dinge wahrscheinlich nie verschwinden wären, wäre eine Idee die Eliminierung des Alterungsprozesses oder eine anderen Art des Jungbrunnens. Doch auch dann wird die Zeit kommt, an der man mit entweder positivem oder negativen Blick auf sein Leben zurückschauen und sagen kann : „Danke für diese Erfahrung, doch jetzt werde ich gehen und das mit freudigem Erwartung!“
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